Unersättlich
Inspiration
Wenn ich mich mit meinen gesammelten Objekten und Materialien umgebe, ist es, als säße ich in einem dreidimensionalen Skizzenbuch. Es dient mir als Inspirationsquelle für meine künstlerische Arbeit. Dazu gehören Schnüre, Drähte, Steine oder andere Naturmaterialien, aber auch Bleistiftstummel oder Werkzeuge. Im weitesten Sinne haben sie alle mit Linien zu tun. Außerdem sammle ich Bücher, Papiere und Karten. Schon als Kind habe ich Unmengen an Schreibblöcken gehortet. Ich gehe unvoreingenommen durch die Welt; die Stücke fallen mir meist zufällig ein. Sie sind weder sortiert noch archiviert. Es macht mir nichts aus, wenn etwas in Vergessenheit gerät. Die Objekte haben alle zu unterschiedlichen Zeitpunkten unterschiedliches Potenzial. Je nach Kombination inspirieren sie mich unterschiedlich. Deshalb ist es mir wichtig, bestimmte Objekte von Zeit zu Zeit in Kisten oder Schubladen zu räumen und andere herauszunehmen und neu anzuordnen.
Sandra Kühne, Künstlerin (*1976), inspirierende Objekte und Materialien, Zürich, sandrakuehne.ch
Muranoglas
Als Sammler ist man auch ein Jäger, manchmal gierig. Mein Lieblingsstück ist immer das letzte, das ich gekauft habe, und wenn ich etwas verkaufe, fühlt es sich immer so an, als würde ich mein Lieblingsstück verschenken. Aber so schaffe ich Platz für Neues. Meine Muranoglas-Sammlung umfasst mittlerweile 500 Raritäten und weitere 2.000 Stücke guten Glases. Das meiste davon bewahre ich in einem Lager auf. Als ich vor 30 Jahren mit dem Sammeln begann, ging es mir noch um Quantität. Je mehr ich mich mit dem Thema beschäftigte, desto selektiver wurde ich. Muranoglas ist heute schwer zu finden; die Glasgalerien und -händler gibt es nicht mehr. Murano als Handwerk stirbt aus. Internationale Auktionshäuser versteigern manchmal ganze Nachlässe. Raritäten von Carlos Scarpa, Fulvio Bianconi, Thomas Stearns und Yoichi Ohira, die einst 200 Schweizer Franken kosteten, erzielen heute Wahnsinnspreise von bis zu 750.000 Schweizer Franken. Da kann ich nicht mithalten.